Nachdem ich mich für meine Semesterarbeit intensiv mit Strategieentwicklung und Zukunftsstrategien für ein Unternehmen auseinandergesetzt habe, komme ich zum Schluss, dass das Eltviller Modell der 5 Zukunftsbrillen von Pero Mićić (siehe sein Buch „Die 5 Zukunftsbrillen – So werden Sie zum Vordenker“, welches beim Gabal Verlag erschienen ist), die perfekte Grundlage zum Ausarbeiten einer Zukunftsstrategie für ein Unternehmen oder für das eigene Leben ist. Wer möchte nicht mit besseren Zukunftsannahmen bessere Entscheidungen treffen, Bewusstsein über mögliche Überraschungen schaffen, sich entwickeln und mehr aus der Zukunft zu machen (z.B. Chancen erhöhen, Einnahmen generieren, Kosten senken, erfolgreicher und glücklicher zu sein) und wissen wie man dies zielgerichtet erreichen kann?
Das Buch ist zwar nicht immer einfach zu lesen, dennoch wird das komplexe Thema gut strukturiert, der jeweilige Sinn und Zweck der Zukunftsbrillen erklärt, anschauliche Fallbeispiele gegeben sowie Denkobjekte, Denkhaltungen und die Methodik für die Gestaltung in Unternehmen oder das eigene Leben gegeben. Im Kern weisen einem die fünf Zukunftsbrillen durch einen relevanten Prozess, um die Zukunft unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten (blaue und rote Brille), Handlungsoptionen zu erkennen (grüne Brille), die strategische Ausrichtung zu bestimmen (gelbe Brille) und die nötigen Handlungen zur Umsetzung festzulegen (violette Brille).
Quelle: http://www.futuremanagementgroup.com/de/Eltviller-Modell
Blaue Zukunftsbrille (Annahmen)
Die blaue Zukunftsbrille befasst sich aus der Makro-Perspektive mit Annahmen über die wahrscheinliche zukünftige Entwicklung des Umfelds. Die Frage „Was kommt auf uns zu?“ steht im Vordergrund. So werden in einer passiven, beobachtenden Haltung Annahmefragen gestellt, Trends identifiziert, mit Argumenten dafür oder dagegen abgewogen, so dass die aufgestellten Zukunftsannahmen mit Überzeugung vertreten werden können.
Eine Zukunftsannahme für ein Spital könnte z.B. folgendermassen lauten: Bis ins Jahr 2030 wird die Anzahl an multimorbiden Patienten von 20% auf 35% steigen.
Rote Zukunftsbrille (Überraschungen)
Die rote Zukunftsbrille versucht ebenfalls aus der Makro-Perspektive mögliche Überraschungen der Zukunft zu identifizieren. Hier fragt man sich „Was könnte uns überraschen?“. In einer distanzierten, unbeteiligten Haltung werden ereignis- und prozesshafte Überraschungen ausgemalt, indem man sich Überraschungsfragen stellt, potenzielle Auswirkungen ermittelt und Grundlagen schafft, um Arbeitsergebnisse zu verbessern oder Eventualstrategien zu entwickeln.
Bei einem Spital könnte z.B. folgende Überraschung eintreten: Durch eine Störung im nahegelegenen AKW könnte radioaktive Strahlung austreten und Patienten sowie Mitarbeiter schädigen.
Grüne Zukunftsbrille (Chancen)
Anhand der grünen Zukunftsbrille deckt man aus Sicht des Unternehmens Chancen auf und erkennt seine möglichen Handlungsoptionen. Man stellt sich die Frage „Welche Zukunftsmärkte und Zukunftschancen können wir erkennen?“. Unter Einbezug der Ergebnisse der blauen und roten Brille werden in einer involvierten und aktiven Haltung Chancenfragen aus unterschiedlichen Gestaltungsfelder gestellt, Zukunftschancen zusammengetragen und in einer Argumentationsbilanz bewertet.
Eine mögliche Zukunftschance eines Spitals könnte wie folgt lauten: Die Effizienz der Pflege der Patienten kann durch den Einsatz intelligenter Roboter gesteigert werden.
Gelbe Zukunftsbrille (Vision)
Mit der gelben Zukunftsbrille bestimmt man auch aus der Sicht des Unternehmens seine erstrebte Zukunft und Ausrichtung. Die Leitfrage hierzu lautet „Was wollen wir im Jahr X erreicht haben?“. Mittels aktiver und eingreifender Haltung werden aus den Chancen der grünen Zukunftsbrille Vision, Mission und Leitlinien ausgearbeitet und der Entscheid für eine klare, verständliche, gemeinsam gelebte Zukunftsstrategie gefällt.
Ein Spital könnte zur Orientierung vorgeben: Wir wollen als erster Anbieter intelligente Roboter zur Pflege und Heilung von Patienten einsetzen.
Violette Zukunftsbrille (Strategie)
Mit der violetten Zukunftsbrille erstellt man für sein Unternehmen dann die Pläne für das nötige Handeln zur Erreichung der erstrebten Zukunft. Die Frage die man sich stellt ist „Was tun wir jetzt und bald für unsere Vision?“. Hier geht es um die konkrete Verknüpfung der Zukunftsstrategie mit der operativen Unternehmensstrategie mittels Zielen, Projekten oder Prozessen.
Im Beispiel eines Spitals könnte folgende Strategie umgesetzt werden: Beteiligung an der Forschung von Pflegerobotern durch Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology.
Fazit
Dies ist nur ein kurzer Überblick über das mit seinen knapp 300 Seiten weitaus umfangreichere Buch der 5 Zukunftsbrillen. Ich kann das Buch aber jedem Zukunftsmanager, Strategen, Innovationsmanager, Verwaltungsrat oder Unternehmensführer empfehlen. Für Startups eignet sich das Buch ebenso zum Strukturieren der Gedanken und die im Buch beschriebenen Vorgehensweisen für Lebensunternehmer eignen ideal zum einfachen Design einer erfolgsversprechenden Zukunftsstrategie.
„Die meisten wissen nicht, was man mit Zukunftsmanagement machen kann“ – Pero Micic
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Quellen:
Quote: https://www.youtube.com/watch?v=1LnFNkH04-U
FutureManagementGroup: http://www.futuremanagementgroup.com/de/FMG
Die 5 Zukunftsbrillen: Pero Mićić, Die 5 Zukunftsbrillen, So werden Sie zum Vordenker; Gabal Verlag GmbH, Offenbach 2014; ISBN 978-3-86936-555-8
https://www.gabal-verlag.de/buch/die_5_zukunftsbrillen/9783869365558
Bild der 5 Zukunftsbrillen: http://www.futuremanagementgroup.com/de/Eltviller-Modell